4 Fragen an die OB Kandidatin Bettina Stamm (echt.Wählergruppe Remscheid)

1.Welche Ziele setzen Sie für die Kinder in Remscheid?
Kinder sollen in Remscheid die besten Chancen haben – unabhängig von Einkommen, Herkunft oder
Wohnort. Dafür muss die Stadt mehrere Ebenen gleichzeitig angehen:
- Bildungsgerechtigkeit von Anfang an. Kitas, Jugendzentren und Kulturangebote werden gezielt gestärkt, damit Kinder frühzeitig gefördert werden. Besonders in Quartieren mit hohem Sozialindex müssen zusätzliche Mittel, kleinere Gruppen und mehr Sozialarbeit eingesetzt werden. So lassen sich die ungleichen Startbedingungen ausgleichen.
- Soziale Sicherheit. Familien brauchen Verlässlichkeit. Beratungsstellen, das Frauenhaus oder Wohnungslosenhilfe dürfen nicht unter Kürzungen leiden, sondern müssen dauerhaft finanziert werden.
- Starke Schulen. Schulen sollen saniert und modernisiert werden. Dazu gehören digitale Ausstattung für alle, barrierefreie Gebäude und eine dritte Gesamtschule, die dringend gebraucht wird. Inklusion gelingt nur, wenn die Schulen mehr Fachkräfte, kleinere Klassen und genügend Zeit für individuelle Förderung haben.
- Jugend stärken. Jugendsozialarbeit bleibt eine feste Säule, Freizeit- und Kulturangebote sollen stärker in den Alltag eingebunden werden. Jugendliche brauchen Räume, in denen sie ernst genommen werden.
- Familien entlasten. Mit der Abschaffung der Elternbeiträge sollen Familien spürbar entlastet werden. Zudem braucht es verpflichtende Sprachtests vor Schuleintritt, verbunden mit klaren Fördermaßnahmen, damit Kinder rechtzeitig Unterstützung bekommen.
- Förderung in beide Richtungen. Kinder mit Lernstörungen wie Dyskalkulie oder LRS sollen frühzeitige Hilfe durch vernetzte Förderstellen und Familiengrundschulzentren erhalten. Gleichzeitig gibt es für leistungsstarke Kinder zusätzliche Programme und AGs, sodass beide Gruppen profitieren.
2. Welche Ideen haben Sie für mehr Kita-Plätze in Remscheid?
Nach aktuellen Berechnungen fehlen Plätze, besonders im Bereich der U3-Betreuung. Deshalb braucht es einen mehrstufigen Plan:
- Standortoffensive. Städtische Flächen werden systematisch geprüft, damit schnell geeignete Standorte für Neubauten gefunden werden. Containerlösungen dürfen nur Übergangscharakter haben und müssen mit klaren Enddaten versehen sein.
- Modulare Bauweise. Neue Kitas werden modular und erweiterbar gebaut, sodass sie bei wachsender Nachfrage schnell erweitert werden können. Dabei sind Energieeffizienz, Lärmschutz und ausreichende Freiflächen verbindlich.
- Starke Partnerschaften. Gemeinsam mit freien Trägern und Elterninitiativen werden verbindliche Ausbaupläne erarbeitet. Die Stadt sorgt für Grundstücke, Erschließung und beschleunigte Genehmigungen.
- Personalstrategie. Parallel zum Bau neuer Plätze wird eine Fachkräfteoffensive gestartet: mehr Ausbildungsplätze, Qualifizierung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern, Einrichtung von Vertretungspools. Flexible Betreuungszeiten sind nur möglich, wenn genug Personal vorhanden ist.
- U3 im Fokus. Da gerade im Bereich der Kleinsten die Engpässe am größten sind, liegt hier die höchste Priorität. Das betrifft Räume, Ausstattung und Fachkräfte gleichermaßen.
- Finanzielle Steuerung. Mit Baukostencontrolling und festen Budgets wird sichergestellt, dass Projekte bezahlbar bleiben und pünktlich fertiggestellt werden.
3. Welche Ideen haben Sie für mehr OGS-Plätze in Remscheid?
Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab dem Schuljahr 2026/2027 bedeutet, dass in Remscheid rund 560 Plätze fehlen werden – selbst bei einer Auslastung von 80 Prozent bleiben noch etwa 350 Plätze ungedeckt. Eltern brauchen Verlässlichkeit, deshalb werden bestehende Verträge nicht gekündigt. Um den Bedarf zu decken, braucht es ein Zusammenspiel aus Sofortmaßnahmen und langfristigen Lösungen:
- Kurzfristige Maßnahmen.
o Jede Grundschule erhält Beratung durch professionelle Raumkonzeptplaner, um Mehrzweckräume und Flächen besser zu nutzen.
o Zusätzliche Räume werden angemietet.
o Ergänzende Betreuungsangebote wie „Acht bis Eins“ helfen, die Engpässe abzufangen. - Langfristige Maßnahmen.
o Die Schulbaugesellschaft sorgt für Neubauten und Erweiterungen der Grundschulen, in die OGS-Räume von Anfang an eingeplant sind.
o Mensen und Küchen werden modernisiert, damit echte Ganztagsqualität möglich wird.
o Investitionen in Millionenhöhe sind notwendig und bereits im Haushalt vorgesehen. - Personal und Qualität.
o Auch wenn das Land NRW aktuell keine Änderung des Personalschlüssels plant, kann Remscheid mit den Trägern Vereinbarungen treffen, die bessere Standards sichern.
o Schulen in Quartieren mit hohem Sozialindex sollen kleinere Gruppen und mehr Fachkräfte erhalten.
o Faire Löhne, sichere Verträge und Weiterbildungsmöglichkeiten machen den Beruf attraktiver. - Inhaltliche Qualität.
o Sport-, Kultur- und Vereinsangebote werden fest in den Ganztag eingebunden.
o Kinder mit Förderbedarf erhalten gezielte Unterstützung, leistungsstarke Kinder zusätzliche Angebote. So profitieren alle vom Ganztag.
4. Wir wünschen uns ein Familienbüro in Remscheid. Wie stehen Sie dazu?
Ein Familienbüro ist für Remscheid ein wichtiger Schritt. Es bietet Familien eine zentrale Anlaufstelle für alle Fragen: von Kita-Gutscheinen über OGS-Anmeldungen bis zu Angeboten der Familienbildung. Alles an einem Ort, barrierefrei, mit festen Sprechzeiten und digitaler Terminvergabe.
Das Familienbüro sollte nicht nur zentral, sondern auch dezentral und mobil arbeiten. Regelmäßige
Sprechstunden in den Stadtteilen bringen die Angebote direkt zu den Familien, die sie brauchen.
Besonders für benachteiligte Familien ist das wichtig, weil Wege oft eine Hürde darstellen.
Auch die digitale Komponente ist entscheidend: mehrsprachige Informationen, Online-Formulare und ein einfacher Zugang per Chat oder Hotline erleichtern die Orientierung.
Das Familienbüro muss eng vernetzt sein – mit Jugendsozialarbeit, Kulturangeboten, Vereinen und den Frühhilfen. So wird es zur Drehscheibe für alle Familienfragen. Gleichzeitig kann es präventiv arbeiten: durch frühe Beratung, Unterstützung bei Sprachtests vor Schuleintritt und gezielte Hilfen für Familien in schwierigen Situationen.
Text: Mail Bettina Stamm vom 10.09.25 Bild+Logo: Bettina Stamm
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